Corinna Vogt ist HR-Fachkraft bei der ING-DiBa

Ihre Personalpolitik: Wissen, welche Bedürfnisse es wirklich gibt

Vereinbarkeit ist für Corinna Vogt von der ING-DiBa eines der wichtigsten Instrumente ihrer Personalentwicklungsstrategie. Sie will wissen, was die Beschäftigten wirklich wollen – und wie sie ihre Angebote anpassen kann.

Frau Vogt, was war für die ING-DiBa der Grund für die Teilnahme an der Studie?

Durch die Studie konnten wir einen neuen Blickwinkel auf eine grundlegende Fragestellung gewinnen: Welche Anforderungen stellen Beschäftigte mit individuellen Lebensentwürfen an ihre Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Wir bieten bereits viele unterschiedliche Vereinbarkeitslösungen an. Aber wir können Ressourcen noch gezielter einsetzen. Dafür müssen wir wissen, welche Vereinbarkeitslösung zu den Lebensentwürfen der Beschäftigten am besten passen könnte.

Was ist für Sie das zentrale Ergebnis der Studie?

Die Studie hat erstmals die Bedeutung des Lebensentwurfsmodells für die Karriereplanung aufgezeigt. Für Unternehmen heißt das: Vereinbarkeitsangebote können noch besser auf die individuellen Lebensentwürfe der Beschäftigten ausgerichtet werden.

Wie haben Sie die neuen Erkenntnisse in Ihre Personalstrategie eingebunden? Und an welchem Instrument haben Sie konkret angesetzt?

Die Ergebnisse der Studie haben uns darin bestärkt, unsere Vereinbarkeitsangebote noch strukturierter und zielgruppengerechter aufzubereiten. Konkret wollen wir in der Personalkommunikation ansetzen: Unsere große Bandbreite an Angeboten rund um Vereinbarkeit, Pflege und Kinderbetreuung lässt sich noch besser kommunizieren. Zum Beispiel, indem man die Beschäftigten über Kanäle wie Intranet, Flyer oder Veranstaltungsformate direkter mit einem Vereinbarkeitskonzept anspricht, das ihren individuellen Bedarf abbildet. Eine Gap-Analyse wäre ein weiterer denkbarer Schritt, um eventuelle Lücken in unserem Vereinbarkeitsangebot aufzuzeigen.

Was bedeutet das für die Führung und wo sehen Sie Grenzen?

Die Studie vermittelt Führungskräften ein gutes Verständnis dafür, welche Herausforderungen für Beschäftigte mit dem Spagat zwischen Familie und Beruf verbunden sind. Gestärkt wird vor allem das Bewusstsein dafür, dass Lösungen für gleiche Lebensphasen je nach Lebensentwurf ganz unterschiedlich sein können. Führungskräfte können ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dann passgenaue Vereinbarkeitslösungen vorschlagen, wenn sie dies erkennen und vorhandenen Vereinbarkeitsangebote individuell kombinieren. Es gibt aber auch Grenzen: Die Privatsphäre muss geschützt sein. Sehen Führungskräfte Handlungsbedarf, können sie Beschäftigte über Vereinbarkeitslösungen informieren. Die Verantwortung, ob und inwieweit diese Lösungen in Anspruch genommen werden und inwieweit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Lebensentwurf mitteilen, liegt aber ganz bei den Beschäftigten selbst.

Corinna Vogt ist Abteilungsleiterin Mitarbeiterprogramme bei der ING-DiBa in Frankfurt am Main.