Edith Strauß, Leiterin Unternehmenskommunikation bei der Versicherungskammer Bayern

Ihre Personalpolitik: Gute Planung schafft Raum für jeden Lebensentwurf

Individualisierte Personalpolitik braucht für Edith Strauß von der Versicherungskammer Bayern drei Dinge: flexible Führungskräfte, Spielraum bei den Arbeitszeiten – und Beschäftigte, die sich als Partnerinnen und Partner ihrer Vorgesetzten verstehen.

Frau Strauß, wann haben Sie gemerkt, wie sehr Lebensentwürfe das Verhalten ihrer Beschäftigten beeinflussen?

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist bei uns schon lange ein großes Thema. Irgendwann haben wir bewusst angefangen, in unserer Mitarbeiterzeitung zu diesem Thema Menschen vorzustellen, die keine Kinder haben oder Angehörige pflegen. Wir haben zum Beispiel über Menschen geschrieben, die ehrenamtlich Verantwortung übernehmen und in ihrem Umfeld auf diese Weise etwas bewegen. Durch die Artikelserie haben wir gesehen: Jeder steht irgendwann vor der Herausforderung, seinen Beruf mit einem anderen Aspekt seines Alltags vereinbaren zu müssen.

Was haben Sie als erstes verändert, als Sie Lebensentwürfe in die Personalarbeit integriert haben?

Verändert haben wir bei den Instrumenten gar nicht so viel. Unsere wichtigste Variable der Vereinbarkeit war und ist die Arbeitszeit: Wir haben im ganzen Konzern die flexible Arbeitszeit, in deren Rahmen die Mitarbeiter agieren. Es gibt zudem Modelle, die auf individuellen Absprachen beruhen. Es ist natürlich wichtig, dass die Betriebsabläufe gewährleistet sind. Als Führungskraft treffe ich die konkreten Absprachen mit meinem Team. Der Personalabteilung und dem Betriebsrat kommt die Aufgabe zu, dafür einen stabilen Rahmen zu schaffen. Außerdem übernehmen sie stärker als früher eine beratende Funktion.

Heißt das, jeder kann kommen und gehen, wie er mag?

Natürlich nicht. Wir Führungskräfte kennen aber die Prozesse, Anforderungen und Aufgaben, die wir verantworten, und damit den Spielraum für individuelle Lösungen. Es gibt Zeiten, in denen unsere Beschäftigten erreichbar sein müssen. Aber auch bei einem dienstleistungsorientierten Arbeitgeber wie der Versicherungskammer Bayern sind viele Abläufe vorhersehbar. Der einzelne Vorgang kommt oft spontan – die meisten Wellen können wir absehen und dann müssen wir die Kapazitäten verteilen, um die Arbeit erledigen zu können. Dabei flexible Zeitmodelle mitzudenken, ist kein großer Mehraufwand. Ich würde sagen: Zu 90 Prozent besteht Vereinbarkeit aus guter Organisation und verlässlicher Führung.

Wie profitieren Sie selbst davon?

Da gibt es zwei Vorteile. Erstens: Ich als Führungskraft habe Planungssicherheit und weiß, wer wann zur Verfügung steht. Zwei meiner Beschäftigten, die familienbedingt in Teilzeit arbeiten, haben ihre Arbeitszeit sogar aufgestockt, weil sie sie flexibel einteilen können. Zweitens: Wenn ich meinen Beschäftigten auf Augenhöhe entgegenkomme, entwickelt sich eine Kultur des Gebens und Nehmens. Ich habe noch nie erlebt, dass mein Team mir Flexibilität verweigert hat, wenn ich sie brauchte.

Edith Strauß leitet bei der Versicherungskammer Bayern die interne Unternehmenskommunikation und ein Team mit vielen Teilzeitmitarbeitern.